Was ist Belting?
Inhaltsverzeichnis
- Was ist Belting?
- Definition von Belting bereitet Stimmforschern Kopfzerbrechen
- Klangliche Eigenschaften des Beltings
- Belting als Ausdehnung des Brustregisters
- Stimmapparat während des Beltens
- Gut zu wissen: Echter Belt vs. unechter Belt
- Fazit: Belting ist die typische Musical-Stimme
Der Begriff Belting stammt vom amerikanischen Slangausdruck ‘to belt (out)’ ab. Englischsprachige Wörterbücher umschreiben ihn mit den Worten ‘laut und kraftvoll singen’ oder etwa mit ‘sehr laut und mit Enthusiasmus singen’. Das Verb ‘belt out’ kann ebenso mit ‘sehr laut sprechen’ übersetzt werden. Häufiger ist es allerdings im Kontext der Singstimme zu finden.
Erwähnenswert ist ebenfalls der enge Zusammenhang des Begriffs mit der Emotion. ‘Belt’ kann nämlich auch ‘eine plötzliche heftige emotionale Reaktion’ beschreiben. Im Wesentlichen entspricht das auch genau dem, was der Zuhörer wahrnimmt, wenn er einen Sänger belten hört.
Definition von Belting bereitet Stimmforschern Kopfzerbrechen
Auch wenn die umgangssprachliche Bedeutung von Belting rasch ergründet ist, bereitet die Formulierung einer allgemein gültigen Definition den Stimmforschern sowie Stimmpädagogen Kopfzerbrechen. Zwar ist man sich einig, was die akustischen und qualitativen Eigenschaften der Beltstimme anbetrifft. Doch in Hinsicht auf die Konzeption des Beltings gehen die Meinungen stark auseinander.
Lebon (1999: 112f) unterscheidet folgende vier Verständnisweisen:
- Einige Autoren sehen Belting einzig und allein im Musical bzw. im Musiktheater angesiedelt. Am ehesten verkörpern Sänger wie Ethel Merman einen Belter. Des Weiteren umfasst diese Verständnisweise auch populäre Musikstile, wo man gerne vom sog. “Mikrofonsänger” spricht.
- Manche Definitionen sehen Belting als einen eigenen Gesangsstil an.
- Noch andere verstehen die Beltstimme unter dem Aspekt der Stimmregister, d.h. der Brust- vs. Kopfstimme. Dabei meinen sie, dass es sich um eine inkorrekte Gesangsweise handelt.
- Nicht zuletzt stellen einige Belting mit dem Missbrauch der Stimme gleich. Dabei weisen sie auf die starre Kehlkopfstellung sowie Anspannungen im Vokaltrakt durch Pressen und Hyperfunktion hin.
Unter dem Strich allerdings, ist eine klare Tendenz in folgende Richtung erkennbar:
Belting ist ein eigenständiger Gesangsstil.
Klangliche Eigenschaften des Beltings
Wie bereits zuvor erwähnt, sind sich die Stimmforscher in keinem Punkt so einig, wie über die klanglichen Eigenschaften der Beltstimme:
- hohe Lautstärke bzw. Schreien auf bestimmten Tonhöhen
- helle, scharfe und ggf. auch nasale Färbung
- mit steigender Tonhöhe ansteigende Lautstärke und Tonhöheneindruck
- weitere Charakteristiken: treibend, kräftig, lebhaft, dynamisch, rau, spontan, aggressiv, vibratolos
Unterschiede im Schallpegel von fünf Tönen bei Bruststimme (SP),
klassischem Gesang (OP) & Belting (BE) (Estill 1988: 39)
Belting als Ausdehnung des Brustregisters
Doch der Faktor, der am maßgeblichsten den Klang der Beltstimme mitbestimmt, ist die Tatsache, dass hierbei das Brustregister in den Bereich ausgedehnt wird, in dem üblicherweise bereits das Kopfregister greifen würde. Dabei kommt es nicht etwa zur kompletten “Verdrängung” des Kopfregisters. Vielmehr greifen beide Register ineinander, wobei das Brustregister dominiert. Trotzdem: mit steigender Tonhöhe ist es notwendig, dass immer mehr das Kopfregister übernimmt (Edwin 1988: 39).
Stimmapparat während des Beltens
Die zuvor genannten Klangeigenschaften der Beltstimme gehen auf eine spezifische Konfiguration des Stimmapparats während der Klangerzeugung zurück. Stimmforscher heben nachfolgende Punkte hervor:
- eine erhöhte Kehlkopfposition (genaues Ausmaß der Anhebung ist nicht definiert)
- verdichtete Stimmlippenmasse bzw. sog. “dicke” Stimmlippen, welche mit einer langen Schließphase und einem festen Stimmritzenverschluss einhergeht
- verengter Rachenraum (Pharynx) bzw. eine flache (statt gewölbte) Positionierung des weichen Gaumens
- großer muskulärer Kraftaufwand im Körper
- besondere Form und Positionierung der Artikulatoren
Links: Vergleich des Beltmundes mit einem Schallstück
Rechts: Beltmund (Sullivan 1989: 47)
Gut zu wissen: Echter Belt vs. unechter Belt
Sullivan unterscheidet zwischen echtem Belting und zwei Arten eines “unechten” Belts – im Englischen auch als “Fake Belt” bezeichnet (1989: 45). Dabei geht sie vom Kriterium der sog. “Split Resonance”, also “geteilten Resonanz” aus. Letztere definiert die Forscherin wie folgt:
‘Split Resonance is an important perceptive tool in the teaching of Belt. The teacher and student must be continually aware of the different combinations that can appear to be used as a modified Belt’ (1989: 45).
In ihrem Artikel stellt sie die unterschiedlichen Resonanzzusammensetzungen vor, die einen “echten” Belt von seinen “unechten” Formen unterscheiden.
Hingegen ist für die “unechten” Beltarten einerseits ein gepresster oder ein kehliger Klang charakteristisch. Diese beiden Ausprägungen unterscheiden sich vom echten Belt durch das Fehlen einer Atemstütze, eine starke nasale Klangfärbung sowie den Einsatz der Kopfstimme. Zusätzlich weist die kehlige Version des unechten Belts einen Bruststimm-lastigeren Klang auf.
Fazit: Belting ist die typische Musical-Stimme
Wie dieser Artikel verdeutlicht, ist Belting als eine eigene Gesangstechnik anzusehen, die ihren Ursprung im Musical hat. Sie entstand als Pendant zum Operngesang und erlaubte es dem Sänger, ohne Mikrofon von der Bühne aus die Singstimme gut hörbar ins Publikum zu projizieren.
Im Verlauf der Zeit wurden für Musicals auch klassische Sänger engagiert. Dennoch muss an dieser Stelle angemerkt werden, dass der klassische Gesang nicht der ursprünglichen Klang-Ästhetik des Musiktheaters entspricht. Wenn du also den typischen Beltklang erlernen möchtest, solltest du dich an einen Gesangslehrer wenden, der auch diese spezielle Gesangstechnik unterrichtet.
Du bist ein Fan von Musicals und möchtest die Stücke genauso herausbelten wie deine Lieblingskünstler? Dann probiere das gleich einmal bei einer Probe-Einheit bei VOX VERA aus.
Und falls du noch Zweifel hegst, dass du die Songs genauso “schmettern” kannst wie deine musikalischen Vorbilder, dann lege ich dir den Beitrag “Kann jeder singen lernen?” ans Herz! Spoiler-Alarm: Du wirst dich noch selbst wundern, wie viel Power eigentlich in deiner Stimme steckt.
Quellen:
Cambridge Dictionary. https://dictionary.cambridge.org/dictionary/english/belt-out (Stand: 03.12.2022)
Edwin, Robert (1988). “To Belt or Not to Belt… Maybe is the Answer.” In: The NATS Journal 44/3.
Estill, Jo (1988). „Belting and Classic Voice Quality. Some Physiological Differences.“ In: Medical Problems of Performing Artists 3/1. Philadelphia, PA: Hanley & Belfus, S. 37-43.
Lebon, Rachel L. (1999). The Professional Vocalist. A Handbook for Commercial Singers and Teachers. Lanhman, ML/London: The Scarecrow Press.
Sullivan, Jan (1989). “How to Teach the Belt/Pop Voice.” In: Journal of Research in Singing and Applied Vocal Pedagogy 13/1, S. 41-58.
The American Heritage Dictionary of the English Language. https://www.ahdictionary.com/word/search.html?q=belt (Stand: 03.12.2022)